Glück und Erdbeeren in GAZA…

Strawberry Fields in Gaza
Von Evelyn Hecht-Galinski

Unter dem Titel „Saftige Winterernte“ war ein AFP-Foto eines kleinen Palästinensermädchens mit einer Erdbeerkiste auf dem Kopf balancierend zu sehen und einer Unterschrift in der Badischen Zeitung, die ich immer beim Frühstück lese und die mich fast zum Verschlucken meines Erdbeermarmeladen-Brötchens brachte.


Unterschrift: „Glücklich und voller Vorfreude auf eine saftige Erfrischung sieht dieses Palästinensermädchen aus, das bei der Erdbeerernte in Beit Lahia im Norden des Gaza-Streifens hilft.“ Das Foto zeigt eine friedliche Szene aus einer ansonsten oft unruhigen Region. Exportiert werden die Früchte auch nach Europa, was der stagnierenden Wirtschaft im Gaza-Streifen hilft.

Israel unterbindet Produzenten aus Gaza, ihre berühmten Erdbeeren selbst zu exportieren. Gewinne aus diesen Produkten werden grundsätzlich von israelischen Handelsfirmen abgeschöpft. Das sind die selben Firmen, die davon leben, im Jordantal das für die Palästinenser lebensnotwendige Wasser für ihre Siedlungsprodukte zu entziehen. Vergessen wir nicht, dass es keinen anderen Weg für Produzenten aus dem blockierten Gaza und dem besetzten Westjordanland gibt, als mit ihren eigenen, einzig möglichen Exporten ihrer Ernte, immer nur mit Israels Gnaden, die israelischen Handelsfirmen zu bereichern.

Das kleine Mädchen auf dem Foto soll die heile Welt im Gazastreifen, in Beit Lahia, zeigen, also die deutschen Leser in Weihnachtsstimmung bringen. Hier wird suggeriert, dass die Palästinenser hoffnungsfroh und voller Vorfreude auf die kommende Zeit sind. Nichts davon ist wahr. Sie versuchen verzweifelt ihre Ernte abzusetzen, und das gelingt eben nur durch die israelischen Besatzer und deren Gnade, bzw. deren Geschäftssinn.

Warum stagniert also die Wirtschaft in den besetzten Gebieten und im blockierten Gaza? Weil der israelische Besatzer es so will! Warum wird darüber nicht berichtet?

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So glücklich und zufrieden ist man in Gaza

Quelle: commons.wikimedia.org

Warum hat das israelische Besatzer-Regime denn einen Waren-Scanner für 2,5 Millionen Euro nicht gestattet, den der holländische Ministerpräsident Mark Rutte letzte Woche feierlich am Grenzübergang einweihen wollte? Dieses Geschenk welches die Palästinenser erbeten hatten, um den Export zu stärken, ist wieder einmal von der israelischen Besatzermacht verhindert worden. Warum wohl? Weil das israelische Regime jeden florierenden Handel aus dem Gazastreifen und dem besetzten Westjordanland verhindern will und damit die Palästinenser immer in Besatzung und Blockade und Abhängigkeit halten will. Denn wären dieser Scanner und weitere folgende endlich in Betrieb genommen worden, dann hätten die israelischen Besatzer keinen Grund mehr, palästinensische Export-Ware aus „Sicherheitsgründen“ abzulehnen!

Die israelischen Besatzer wollen damit auch weiteres direktes Handelstreiben mit den Niederlanden oder mit anderen EU-Ländern verhindern, weil sie wie immer direkt von der Besatzung profitieren wollen.

Lassen wir uns in der Vorweihnachtszeit nicht gänzlich auf die falschen „Erdbeerfelder“ führen! (PK)

Das eingangs erwähnte AFP-Foto konnten wir nicht in diesen Kommentar stellen, weil die NRhZ dafür hätte bezahlen müssen. – Die Redaktion


Online-Flyer Nr. 436  vom 11.12.2013

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