Wolfgang Friedhuber über Johann Schögler
Johann Schögler
Johann, in seinem Werdegang wesentlich beeinflusst durch die französische Intellektualität der Universität Vincennes, an der Größen wie Deleuze, Lyotard oder Foucault lehrten, hat diese Intellektualität für uns lebendig gehalten.
Das Establishment konnten zwar den universitären Hort der Geisteswissenschaften in Vincennes dem Erdboden gleich machen, das Establishment konnte zwar Johann mit Gasgranaten beschießen, es konnte ihm ein Auge rauben – aber es konnte Johann nicht von seinem zukunftsweisenden Weg abbringen und keinesfalls seine Menschenliebe ins Wanken bringen.
In Bezug auf das Beschreiten des richtigen Weges war Johann rücksichtslos, rücksichtslos sich selbst gegenüber und rücksichtslos auch darin, von andern das Eintreten für die gerechte Sache zu fordern. Es ging ihm dabei immer um den Menschen – nie um Macht oder Einfluss. Er war ein Aufklärer durch und durch.
Wenn mir, ob der Zeichen der Zeit und ob der scheinbaren Wirkungslosigkeit unserer Kundgebungen der Mut sank, erinnerte mich Johann stets daran, dass wenn nur ein oder zwei Menschen einen Denkanstoß erhalten haben, die Kundgebung ihren Sinn erfüllt hat.
Als Lehrer wusste er, dass auch politische Bewegungen, so sie demokratisch sein sollen, nie durch Vorgaben, Anordnung und Regeln, sondern immer nur durch Einsicht und Solidarität mit Schwächeren eine menschliche Welt bauen können.
Was Hans Jonas als das Prinzip der Verantwortung zur Basis der Ethik fordert, Johann hat es gelebt. Verantwortung für die Welt, für eine bessere Welt ließ ihn seine mahnende Stimme überall dort erheben, wo Stärkere Schwächere unterdrückten- auch wenn er dafür diffamiert wurde.
Die Konzepte Johanns und seine Weltsicht hatten und haben Zukunft in sich, hatten und haben Menschlichkeit in sich.
Der politischen Bühne Österreichs ist mit ihm ein Denker abhanden gekommen, der sich so
völlig dem aktuellen kleingeistigen Sichten entzog, dass nur mehr eine strahlende Zukunft übrig blieb. Wo Politik und Politiker nach Ämtern, nach Macht, nach Verordnungen streben, da strebte Johann nach Aufklärung, nach kollektiver Solidarität und Eigenverantwortung – also nach Konzepten, die nicht die uralten Herrschaftsfehler immer und immer wieder wiederholen.
Dies ist es auch, das mich daran hindert, diesen Text als Nachruf zu verstehen!
Der Text sollte als Aufruf verstanden werden! Als Aufruf, diese Ideale Johanns weiterzuführen. Gleichzeitig ist es mir aber schmerzlich bewusst, dass dies – zumindest für mich – nicht erreichbar ist.
Es fehlt eben Johann.
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