Berichte vom Weltsozialforum aus Tunis

WSF IN TUNIS: SPANNENDE VERANSTALTUNG ZUR LAGE IN CHINA

Am dritten Tag des WSF in Tunis gab es heute Donnerstag Vormittag gab es eine spannende Veranstaltung zur Lage in China: „China and its Future – a Mapping for the People“. An diesem von ChinesInnen organisierten Seminar nahmen auch die bekannten Sozialwissenschafter Samir Amin und Francois Houtard teil.

Während Amin China nur recht oberflächlich als „emerging society“ charakterisierte, stellte Houtard einige kritische Fragen zur Außenpolitik Chinas- insbesondere zum Landerwerb und Bergbau chinesischer Firmen in Afrika, Lateinamerika und Asien.

Der Soziologe Chen Xin von der Chinesischen Akademie der Sozialwissenschaften beleuchtete kritisch die „Urbanisierungspolitik“ der chinesischen Regierung und betonte, dass nach wie vor 200 Millionen Menschen unterhalb der Armutsgrenze leben.

Lau Kin Chi aus Hong Kong berichtete von Projekten in ländlichen Bereich, bei denen „ohne Nostalgie an der Restrukturierung der communities gearbeitet  wird“. Sie verpasste den Nachbetern des Kapitalismus einen Schuss vor den Bug und formulierte scharf: „Wenn China den Weg des Westens geht, ist das ein Weg in die Katastrophe“.

Nicht weniger pointiert die feministische Kulturkritikerin Dai Jinhua von der Peking Universität, die das aktuelle chinesische „Entwicklungsmodell“ mit seinen enormen negativen sozialen und ökologischen Folgen problematisierte: „Wir müssen über die Zukunft reden, denn wir haben keine Zukunft!“.

In der allgemeinen Diskussion wurde von mehreren RednerInnen die Politik der chinesischen Führung der Glorifizierung des „Marktes“ angeprangert. Eine bruchlose Fortsetzung dieses Weges würde „schließlich die Errungenschaften der chinesischen Revolution in Frage stellen“.

WSF: EIN TAG ZWISCHEN MEDINA UND CHAVEZ

Den vierten Tag des WSF in Tunis wollte ich anders angehen. Vormittag gönnte ich mir eineinhalb Stunden in der riesigen und wunderbaren Medina. Ich schlenderte einfach durch die schmalen Gassen und genoss das spezifische Ambiente. Die Warnung, die in jedem westeuropäischen Reiseführer steht, ja nicht zu versuchen das Innere der berühmten Ölbaum Moschee zu betreten, ignorierte ich schlicht. Kein Mensch nahm Anstoß daran…

Dann ging es wie immer auf das Unigelände El Manar.  Ich hörte mir zum Teil ein Interview an, das Karl Fischbacher von labournetaustria mit dem Generalsekretär der Gewerkschaft UGTT machte, siehe www.labournetaustria.at. Mit Elisabeth Gauthier von Espaces Marx diskutierte ich über den Altersummit in Athen im Juni. Und schließlich landete ich bei einer Gedenkveranstaltung für Hugo Chavez, die auf dem  Jugendgelände des WSF stattfand.

Mehrere RednerInnen ergriffen das Wort. Ein Vertreter der Komitees für die Wahl Maduras zum Nachfolger von Chavez unterstrich die Notwendigkeit des Kampfes für eine sozialistische Gesellschaftsordnung. Francois Houtard ging auf  die Persönlichkeitsstruktur von Chavez ein: ¨Obwohl Chavez ein Militär war, vergaß er nicht, dass er ein Mann des Volkes ist¨. Ein Sprecher des MST betonte die internationalistische Perspektive des verstorbenen Präsidenten. Mehrmals erklang das legendäre Lied für den commandante Che Guevera¨.

Die Veranstaltung gedachte auch des tunesischen linken Politikers Chokri Belaid, der ebenso wie der kogolesische Freiheitskämpfer Patricia Lumumba von der Reaktion ermordet wurde.

Allen TeilnehmerInnen des Meetings war klar: ¨La lucha sigue¨, der Kampf geht weiter.

EINE ANDERE WELT IST MÖGLICH!

Hermann Dworczak (Aktivist im Austrian Social Forum; OO43/ 676/ 972 31 10)

mehr unter: http://weltsozialforum.org/

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