Experten sollen C-Waffen-Vorwürfe klären

UNO-Team beginnt Untersuchung in Syrien / Schwerpunkt ist die Stadt Chan al-Assal

Angesichts zahlreicher Vorwürfe zum Einsatz von Chemiewaffen im syrischen Bürgerkrieg haben die Vereinten Nationen nun ein Expertenteam in das Land entsandt.

Die Inspekteure unter Leitung des Schweden Ake Sellström sollen drei Orte besuchen, an denen chemische Kampfstoffe eingesetzt worden sein sollen. Regierung und Rebellen werfen sich gegenseitig vor, davon Gebrauch gemacht zu haben.

Die Inspekteure wollen insbesondere dem Verdacht nachgehen, dass in der umkämpften Kleinstadt Chan al-Assal das hochgiftige Nervengas Sarin eingesetzt wurde. Das Gift war 1938 von deutschen Chemikern der IG Farben entdeckt worden. Es ist schon in einer Dosis von einem halben Milligramm für einen Erwachsenen tödlich. Gegenmittel wirken nur, wenn sie sofort verabreicht werden.

Der US-Militärgeheimdienst DIA behauptete wiederholt, dass Syriens Chemiewaffenprogramm umfangreiche Nervengiftbestände umfasse, die auch mit Flugzeugen oder Raketen eingesetzt werden könnten. Experten des Monterey-Instituts aus den USA schätzen die Bestände auf »Hunderte Tonnen«. Nach Angaben des französischen Experten Olivier Lepick ist das syrische Regierungsprogramm hoch entwickelt: Neben der Produktion von Sarin sei auch die Herstellung von Senfgas und des Nervengases VX gelungen.

Syriens Chemiewaffenprogramm soll in den 1970er Jahren mit Hilfe Ägyptens und der Sowjetunion als Gegengewicht zu den israelischen Atomwaffen angestoßen worden sein. Laut der unabhängigen Nuclear Threat Initiative erhielt Syrien in den 90er Jahren von Russland und von 2005 an auch von Iran Unterstützung bei der Entwicklung von Chemiewaffen. Nach Informationen des Pariser Forschungsinstituts für strategische Studien (IIES) verfügt Syrien über »das größte Chemiewaffenprogramm im Nahen Osten«.

Die Regierung in Damaskus stimmte erst nach langem Zögern der UN-Untersuchung zu. Zunächst hatte sie verlangt, dass sich die Untersuchung auf Chan al-Assal konzentriert, wo im März bei einem angeblichen Chemiewaffeneinsatz 26 Menschen, darunter 16 Soldaten, getötet worden waren. Die Opposition sicherte dagegen zu, dass die Inspekteure freien Zugang zu Gebieten unter ihrer Kontrolle erhalten. Sie sollen nun klären, ob Chemiewaffen eingesetzt wurden – nicht, von wem.

Derweil hat die syrische Armee nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Sana am Montag alle vor Kurzem von Rebellen eingenommenen Stellungen in der westlichen Küstenprovinz Latakia zurückerobert.

* Aus: neues deutschland, Dienstag, 20. August 2013

Kommentieren

Du musst angemeldet sein, um kommentieren zu können.