Wasser ist im Nahen Osten

Anbei eine Arbeit über die rechtlichen Aspekte der Wasseraufteilung zwischen Israel und Palästina:

Friedensplattform 30.4.2011

Wasser

Martin Regelsberger

office@regelsberger.at

Wasser ist im Nahen Osten ein äußerst wertvolles Gut, da es knapp ist. Es ist so knapp, dass es buchstäblich über Leben entscheidet.

Wasserverbrauch

Israel hat ein Gesamtwasserdargebot von 310 m³ pro Person und Jahr (inklusive 60 m³ aus wiederverwendetem Abwasser, also etwa 250 m³ Frischwasser). Das ist wenig, wenn man bedenkt, dass ein Mensch etwa 1500 m³ pro Jahr benötigt, Wasserknappheit bei 1000 m³ beginnt und man unter 500 m³ von besonderer Wasserknappheit spricht. Immerhin ist das Wasserdargebot vergleichbar mit zB. Tunesien. Palästina bekommt von Israel knapp 70 m³ Wasser pro Person und Jahr zugestanden.

Die Probleme werden laut derzeitiger Trends noch verschärft durch den Klimawandel, sowohl den globalen, als auch möglicherweise einen lokal durch Abholzung und Zerstörung von Ackerboden bewirkten, das Bevölkerungswachstum, und auch eine eventuelle politische Änderung. Zum Beispiel würden durch einen gerechter Frieden, einschließlich einer gleichmäßigen Aufteilung der Wasserressourcen, pro Person und Jahr etwa 230 m³ Wasser zur Verfügung stehen, schön für alle Palästinenser, sicher sehr schwierig für Israel, dessen Bewohner derzeit einen hohen Standard der Wasserversorgung gewohnt sind, und dessen Landwirtschaft und Industrie auf ausreichend Wasser angewiesen sind.

Tabelle 1: spezifischer häuslicher Wasserverbrauch im Vergleich

Land / Gebiet

Tagesverbrauch
l/(P.t)

Jahresverbrauch
m³/(P.a)

Israel, urbaner Bereich

240

88

Israel, ländlicher Bereich

210

77

Palästina, Westjordanland

70

25

Palästina, Gaza

90

33

Österreich

135

50

Selbst die 25 m³ sind noch ein wesentlicher Anteil des Gesamtwasserdargebots. Es bleiben knapp 40 m³ für andere Zwecke. Bei einer Regengabe von 300 mm pro Vegetationsperiode reicht das für eine bewässerte Fläche von 130 m² Gemüse.

Wasserressourcen

Israel entnimmt dem Jordan etwa 600 Millionen m³ pro Jahr, obwohl ein guter Teil des Flusslaufs zur Westbank gehört.

Grundwasser kann man hauptsächlich in den zwei größten Aquiferen, d.h. wasserführenden Erdschichten, des Gebiets finden. Zum einen ist das der Bergaquifer, der hauptsächlich im Gebirge des Westjordanlandes durch Regenfälle gespeist wird und sowohl in das Jordanbecken als auch in das israelische Kernland abfließt, bzw. abgeleitet wird. Zum anderen ist dies der entlang der Küste des Mittelmeers gelegene Küstenaquifer, der sich unter dem gesamten Gaza-Streifen und einem Teil der israelische Mittelmeerküste befindet. Er wird ebenso wie der Bergaquifer hauptsächlich von Regenfällen dieser Region aufgefüllt. Die grundwasserführenden Schichten sind der wichtigste Trinkwasserlieferant sowohl der Israelis als auch der Palästinenser.

Ein Drittel von Israels Wasserversorgung wird dem Bergaquifer des Westjordanlands entnommen. Für die Palästinenser stellt dieser 90% der Wasserressourcen dar. Allerdings wird ihr Zugang auf 20% des Gesamtvorkommens beschränkt (siehe Abbildung 1).

Trotz der relativen Wasserknappheit ist die Wasserversorgung aller Israelis, inklusive der Siedler im Westjordanland, gesichert. Bei allen diesen Haushalten wird die Wassernachfrage abgedeckt. Palästinenser im Westjordanland bekommen hingegen nur äußerst unzureichende Mengen Trinkwasser und ihr Bedarf an Bewässerungswasser wird kaum gedeckt.

Weitere Probleme der Palästinenser

Alle Wasserrechte liegen bei der israelischen Militärverwaltung. Eine Genehmigung für das Graben eines Brunnens können Palästinenser praktisch nicht bekommen1

Hingegen haben sie immer wieder Probleme mit Abwasserströmen, die Siedler zum Teil gezielt ungereinigt in Siedlungsgebiete von Palästinensern leiten.

Der Gazastreifen ist noch schlechter dran. Seit dem Abzug der Israelis hat er mit abnehmenden Lieferungen von Wasser, Strom und Treibstoff zu kämpfen. Durch den Strommangel ist die Abwasserreinigung nicht mehr gesichert, sodaß ungereinigtes Abwasser in den Untergrund versickert und den Küstenaquifer belastet. Strom- und Treibstoffmangel behindern auch die Nutzung des Grundwassers, da auch vorhandene Pumpen oft ausfallen. Daneben gab es zumindest bisher ein Problem mit Ersatzteilen und neuen Ausrüstungen. Trotzdem wird der Küstenaquifer von Israel und Gaza gemeinsam noch über die Erneuerungsrate genutzt, was zum Eindringen von Meerwasser und der Versalzung des Aquifers führt.

Auch in Gaza wurde am 27 März 2007 ein Dorf von einer Abwasserflutwelle, ausgelöst durch den Dammbruch eines Abwasserteiches in Israel, überflutet und teilweise zerstört. Fünf Menschen sind dabei ertrunken.

30%

20%

90%

Abbildung 1: Wasserressourcen im Raum Israel / Palästina und Aufteilung des Bergaquifers auf Israel (einschl. Siedler) und das Westjordanland. Die Größe der Kreise steht im Verhältnis zur pro Person und Jahr verfügbaren Wassermenge

Lösungen

Israel sucht nach Möglichkeiten, Wasser zu importieren. Ein, bisher erfolgloser, Versuch ist die Nutzung des Litani River, der allerdings zur Gänze im Libanon fließt. Israel führt auch Verhandlungen mit der Türkei um Wasserlieferungen. Am wahrscheinlichsten wären dabei Lieferungen aus den Einzugsgebieten des Euphrat oder Tigris, was aber sicher auf starken Widerstand von Syrien und eventuell Irak stoßen würde.

Eine andere Lösung wäre ein ganzheitlicher Ansatz im Wassermanagement, passend für eine „Wüstenkultur“ (Petra, Sanaa – siehe Abbildung 2). Dieser beginnt mit einem Integrierten Wasserressourcenmanagement im Einzugsgebiet, mit Wiederaufforstung und Rückhalt von Boden und Wasser, und setzt sich in einem neuen Siedlungswasserbau ´fort, mit Ersatz der Schwemmkanalisation durch moderne Trockentoiletten und einer lokalen Grauwasserreinigung, der Entsiegelung von dichten Flächen, bzw. der Schaffung von Ersatzversickerungs- und Rückhaltebereichen für Regenwasser in der Stadt. Solche Ansätze sind im Projekt Zer0-M (www.zer0-m.org) entwickelt worden und könnten in einem partizipativen Ansatz weiter verbessert und verbreitet werden (siehe dazu www.empowers.info, ein weiteres Projekt im MEDA-Wasser Programm der EU).

Abbildung 2: Trockentoilette Sanaa2

Moderne Trockentoiletten helfen Wasser sparen und den Kohlenstoff und die Nährstoffe aus Ausscheidungen im lokalen Kreislauf der Biomasseproduktion zu halten. Der Kohlenstoff kann dabei in Form von Humus als Bodenverbesserer zur Bildung einer stark Wasser speicherfähigen Krume verwendet werden.

Mit der Grauwasserreinigung kann auch ein hoher Anteil des Wassers möglichst lange vor Ort gehalten werden. Zum Schluss wird es zur Bewässerung verwendet.

Abbildung 3: Modernes Badezimmer mit Dusche und Trockentoilette in Palästina, finanziert von SIDA

1Siehe dazu zum Beispiel: Mukhar, Rose M. (2006) „The Jordan River Basin and the Mountain Aquifer: The Transboundary Freshwater Disputes between Israel, Jordan, Syria, Lebanon and the Palestinians,“ Annual Survey of International & Comparative Law: Vol. 12: Iss. 1, Article 5. Available at:
http://digitalcommons.law.ggu.edu/annlsurvey/vol12/iss1/5

2 Esrey S et al. Ecological sanitation. Sida, Stockholm, 1998

Friedensplattform_MRegelsberger110430

MiddleEastFreshwater

2 Kommentare zu “Wasser ist im Nahen Osten”

  1. Franz Sölkner sagt:

    Ein interessanter Beitrag zu einer wichtigen Teilfrage des Konflikts.
    Auch wenn Israel hinsichtlich seiner technologischen Anstrengungen im Bereich des eigenen Wassermanagements zu loben ist, so zeigt das Mißverhältnis der Aufteilung zwischen Israel und den Palästinensergebieten doch das auch in vielen anderen Bereichen (Wirtschaft, Bildung etc.) sichtbare Machtungleichgewicht. Und dies scheint mir das wichtigste Argument für eine klare parteiische Haltung zugunsten der PalästinenserInnen zu sein: Mitzuhelfen, dass sie einigermaßen in eine Verhandlungsposition auf Augenhöhe mit Israel kommen.

  2. HarveyElisabeth26 sagt:

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