Iran-Krieg: USA fühlen sich von Israel betrogen

Die US-Regierung fühlt sich von Israel in die Irre geführt: Laut einem Diplomaten hat Washington einen israelischen Militäreinsatz gegen den Iran bereits im Frühjahr erwartet, die Attacke ist aber ausgeblieben. Teheran beschwert sich über den jüdischen Staat bei der UNO.
23.08.2012, 14:22

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Irreführende Tricks?

Der ehemalige US-Botschafter in Israel, Martin Indyk, sagte am Donnerstag, die US-Regierung sei „überzeugt“ gewesen, dass der jüdische Staat die iranischen Atomanlagen bereits im Frühjahr des laufenden Jahres bombardieren wolle. Als der Luftangriff ausgeblieben sei, habe sich Washington durch „Tricks“ der israelischen Staats- und Militärführung betrogen gefühlt.

Die „Jerusalem Post“ zitierte den Ex-Botschafter weiter mit den Worten, man habe den Eindruck, dass der israelische Premier Netanjahu und Verteidigungsminister Barak mit ihren Erklärungen die USA „wieder irregeführt“ hätten.

Am Sonntag hatte sich US-Generalstabschef Martin Dempsey zu den Differenzen zwischen den beiden Verbündeten geäußert: „Nehmen Sie zwei Länder und geben Sie ihnen die gleichen Geheimdienste – und Sie werden zwei unterschiedliche Berichte bekommen. Ich denke, so etwas ist auch hier passiert“.

Mitte August hatte die Tageszeitung „Yediot Aharonot“ berichtet, Benjamin Netanjahu und Ehud Barak seien nun dabei, einen Militäreinsatz für den Herbst zu planen. Die Idee, Luftangriffe sofort zu starten, sei bei Geheimdienstchefs und ranghöchsten Armeekommandeuren auf Widerstand gestoßen. Etwas später verlautete aus israelischen Regierungskreisen, Netanjahu halte eine Attacke für gerechtfertigt, selbst wenn sie das iranische Atomprogramm nicht ruiniere, sondern nur bremse.

Iran schreibt an die UN

Der Iran erklärte unterdessen, Israels Rhetorik verstoße gegen die Grundsätze der UN-Charta und des Völkerrechts. Der iranische Vize-Botschafter bei den Vereinten Nationen, Es’haq Ale-Habib, richtete ein entsprechendes Schreiben an den UN-Sicherheitsrat.

„Die Staatsbeamten des zionistischen Regimes haben gedroht, Gewalt gegen die Islamische Republik anzuwenden,“ zitierte der iranische Sender Press TV am Donnerstag. Die israelischen Angriffspläne gegen die iranischen Atomanlagen seien nicht zu rechtfertigen und Argumente haltlos.

Teheran verurteile „provokative und verantwortungslose“ Äußerungen von Israels Regierungschef und Verteidigungsminister. Es sei „schändlich“, dass der UN-Sicherheitsrat auf diese Drohungen gegen das iranische Atomprogramms nicht reagiere.

Teheran habe keine Absicht, andere Länder anzugreifen. Falls der Iran aber selbst angegriffen werde, werde er nicht zögern. Die Islamische Republik sei bereit, die „entsprechenden Verteidigungsmaßnahmen zu treffen“, hieß es.

Der iranische Verteidigungsminister Ahmad Vahidi hatte am Mittwoch gesagt, die Regierung in Teheran sei fest entschlossen, das Land im Fall einer ausländischen Invasion zu verteidigen. Mohsen Rezaei, Chef des einflussreichen iranischen Schlichtungsrates, sagte: „Falls die Zionisten die unkluge Entscheidung treffen, den Iran anzugriefen, werden die iranischen Streitkräfte einen verheerenden Gegenschlag erteilen.“

90 Sekunden, um sich zu verstecken

Einen Artikel zum eventuellen Iran-Krieg veröffentlichte am Donnerstag auch die chinesische Parteizeitung „Renmin Ribao“. Sie schrieb, der Iran werde auf einen israelischen Luftangriff möglicherweise mit einem Raketenschlag reagieren. Israelische Großstädte wie Tel Aviv und Haifa lägen innerhalb der Reichweite iranischer Raketen.

In diesem Zusammenhang gebe es in Israel in letzter Zeit intensive Zivilschutz-Übungen. In Tel Aviv würden derzeit 60 unterirdische Parkplätze in Bunker umgerüstet, um bei Bedarf Hundertausende Menschen aufzunehmen. In Haifa sei ein sechs Kilometer langer Autotunnel in einen Großbunker umgerüstet worden.

Die Zeitung schrieb weiter: „Ein ranghoher israelischer Offizier sagte einem Xinhua-Reporter, in der Stadtumgebung von Tel Aviv sei ein Frühwarnsystem gegen Raketenangriffe zustande gekommen. Dadurch bekommen die Stadtbewohner bei einem Angriff 90 Sekunden Zeit, um einen Bunker zu finden und sich dort zu verstecken“.

Aus: http://german.ruvr.ru/2012_08_23/85957990/

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