Gefangene ermordet
![]() Szene aus dem bei Youtube eingestellten Video, das die Ermordung gefangener Regierungssoldaten zeigt
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Bewaffnete Aufständische sollen in der nordsyrischen Provinz Idlib mindestens 28 Soldaten ermordet haben. Den bislang unbestätigten Berichten zufolge überfielen Kämpfer einen Kontrollpunkt des Militärs nahe dem Ort Sarakeb und töteten die Soldaten, nachdem diese sich ergeben hatten. Auf einem vermutlich mit einem Handy aufgenommenen und im Internet veröffentlichten Video ist zu sehen, wie die Angehörigen der Regierungstruppen sich ergaben und geschlagen wurden. Als die tödlichen Schüsse fielen, wendete die Kamera sich ab. Rupert Colville, Sprecher der UN-Kommissarin für Menschenrechte Navi Pillay, sagte der Nachrichtenagentur AFP, der Film zeige ein »Kriegsverbrechen« und könne als Beweis vor einem Tribunal dienen.
Die bewaffneten Aufständischen in Syrien und ihre internationalen Netzwerke werden von Saudi-Arabien, Katar, der Türkei, den USA und westeuropäischen Staaten finanziell, logistisch und mit Waffen unterstützt. Die bewaffneten Gruppen selber geben an, sich und das syrische Volk zu verteidigen und für den »Sturz des Regimes« zu kämpfen. Seit dem islamischen Opferfest in der vergangenen Woche haben die Aufständischen landesweit ihre Angriffe verstärkt. Armee und Luftwaffe reagierten darauf ihrerseits mit massiver Gewalt. Im Umland von Damaskus greifen bewaffnete Gruppen, die allgemein als »Freie Syrische Armee« bezeichnet werden, täglich Militärposten an. In der vergangenen Woche kamen zudem bei der Explosion von Autobomben in verschiedenen Stadtvierteln von Damaskus viele Menschen ums Leben. Die syrische Luftwaffe fliegt täglich Angriffe auf die Stellungen der Aufständischen, die sich vor allem in Wohnvierteln der Satellitenstädte Harasta und Douma sowie in den Außenbezirken von Jobar und Zamalka verschanzt halten. Die umkämpften Gebiete sind kaum zugänglich, das Ausmaß der Zerstörungen ist groß. Auch in Aleppo und Maaret Al-Numan halten die Kämpfe an.
Offenbar wollen islamistische Gruppen und Aufständische Bevölkerungsgruppen, die versuchen, sich aus dem Konflikt herauszuhalten, durch solche Angriffe provozieren. In der nordsyrischen Stadt Afrin wurden am Donnerstag 14 Einwohner von Aufständischen entführt, die aus dem nahe der türkischen Grenze gelegenen Ort Azaz operieren. Afrin und die umliegenden Dörfer sind von Kurden bewohnt, die für eine friedliche Veränderung in Syrien eintreten. Die von Ankara unterstützten Islamisten versuchen deshalb gezielt, die Milizen der kurdischen Partei der demokratischen Einheit (PYD) in Kämpfe zu verwickeln.
Aufständische nutzten in den letzten Tagen auch die entmilitarisierte Pufferzone auf dem Golan, um in den drei Dörfern Beerajam, Bariqa und Qahtaniye Stellungen zu errichten. Das berichteten Einwohner der Orte am Freitag. Die drei Dörfer liegen in einem Gebiet, das von der UNO 1974 als Waffenstillstandslinie »Bravo« zwischen Israel und Syrien festgelegt worden war. Es wird von UNDOF, der UN-Friedenstruppe für den Golan, kontrolliert. Syrien hat lediglich Polizeikräfte vor Ort. Die Dörfer waren in den 70er Jahren für Vertriebene vom Golan neu aufgebaut worden. Heute leben dort vorwiegend ältere Menschen und Inlandsvertriebene.
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