Erklärung des Vorsitzenden der Islamischen Religionsgemeinde Graz: FPÖ Hasstiraden gegen Muslime/Sachlichkeit statt Hetze gefordert

FPÖ Hasstiraden gegen Muslime:

Sachlickeit statt Hetze im politischen Diskurs gefordert
Noch ins Negative gesteigert wurde in Graz der ungustiös populistische Wahlkampfstil der FPÖ mit ihrer Hetze gegen Muslime. Susanne Winter bedient nicht mehr das ohnehin tendenziöse Bild von der „Welle“ der Zuwanderung. Bei ihr muss es ein ganzer „Tsunami“ sein. Muslime werden als Tod und Verderben bringende Katastrophe für Österreich dargestellt. Hier wäre der Tatbestand der Volksverhetzung zu prüfen.


Dass die Möchtegernpolitikerin völlig unqualifiziert den Propheten Muhammad zu diffamieren sucht, zeigt wie hier Islamfeindlichkeit als politisches Programm laufen soll. Dem entspricht die Panikmache vor einer „Islamisierung“, als sei die verfassungsmäßig garantierte freie Religionsausübung der Muslime bereits ein Angriff auf das Glaubensbekenntnis anderer. Hier tut sich auch die billige Berechnung der FPÖ Wahlkampfstrategen auf: Was sich heute an Schmähungen und Hass gegen Muslime in der Anonymität von Internetforen austobt, findet sich morgen in ihren Parolen – vor allem dann, wenn damit von tatsächlichen gesellschaftspolitischen Diskussionen abgelenkt werden kann. Schließlich läuft derzeit nach einigen traurigen Anlassfällen in Österreich eine Debatte um verbesserten Schutz von Kindern vor sexuellem Missbrauch. Das wird auf die „bösen Anderen“ zu verlagern gesucht.

Auf diesem Niveau lässt sich ein vernünftiger Diskurs, gar auf theologischer Ebene nicht führen. Darum sei nur in aller Kürze darauf hingewiesen, dass neueste wissenschaftliche Untersuchungen von einem Heiratsalter von mindestens 14, bei anderen Gelehrte 17 bis 18 Jahren sprechen, in dem Aisha den Propheten Muhammad heiratete. Grundlage ist eine umfangreiche Überprüfung der zeitlichen Einordnung verschiedener Ereignisse unter Bezug auf sie.

Selbstverständlich ist das Heiratsalter auch im jeweiligen historischen Kontext zu betrachten. Bis in die neuere europäische Geschichte waren Kinderehen, gerade in den Adelshäusern, ein verbreitetes Phänomen. In der Bibel wird vom Propheten David berichtet, dass er als 80jähriger eine 14jährige ehelichte, um so seine „Wärme“ zurück zu gewinnen.

Die Qualität der Diskussion um Themen wie Integration darf unter den Hasstiraden populistischer Parteien nicht leiden. Es wäre zu wünschen, dass sich sowohl die Politik, als auch die Zivilgesellschaft entschieden zu Wort meldet, um die Hetze der FPÖ energisch zurückzuweisen. Ein sachlicher und konstruktiver Diskurs kann dazu beitragen, den gesellschaftlichen Frieden und Zusammenhalt der Gesellschaft zu wahren.

An Muslime möchten wir ausdrücklich appellieren, sich bei dieser Form des in Österreich bewährten Dialogs einzubringen und so jede gewollte Provokation und künstliche Konstruktion von Feindbildern an sich abgleiten zu lassen. Hier gilt es ruhig Blut zu bewahren und sich nicht von drittklassigen PolitikerInnen provozieren zu lassen, auch um deren billigen Slogans nicht jene Bedeutung zu geben, die sie gerne hätten.

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Dr. techn. Kamel G. MAHMOUD
Vorsitzender der Islamischen Religionsgemeinde Graz

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