BRD unterstützt Krieg
Bereits zahlreiche Tote bei französischen Luftangriffen auf Städte im Norden Malis. Westen begrüßt Attacken. Bundesregierung kündigt »logistische« Beteiligung an
Von Simon Loidl jW vom 15.1.13![]() Von der tschadischen Hauptstadt N’Djamena aus starten französische Bomber zu ihren Attacken in Mali
Foto: AP
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Frankreich hat am Montag seine Luftangriffe auf Ziele im Norden Malis fortgesetzt. Bei den seit Freitag andauernden Attacken in dem westafrikanischen Land wurden verschiedenen Angaben zufolge bereits Dutzende Menschen getötet.
Allein bei dem Angriff auf die zentralmalische Stadt Gao starben laut der Nachrichtenagentur AFP mehr als 60 »islamistische Kämpfer«. Während französische Armee und Agenturen ausschließlich Aufständische als Opfer vermelden, warnen Hilforganisationen vor den Auswirkungen auf die Zivilbevölkerung. Nach Angaben von World Vision sind fast 10000 Menschen auf der Flucht vor den Angriffen. Auch Ärzte ohne Grenzen (MSF) zeigte sich besorgt über die Zivilisten, die im Kampfgebiet wohnen. Gegner des Militäreinsatzes warnen bereits seit Monaten vor einer dramatischen Verschärfung der Situation der Bevölkerung durch eine Intervention.
Über den Verlauf der Kämpfe gab es am Montag widersprüchliche Meldungen. Die französische Regierung sprach laut AFP davon, daß die islamistischen Gruppen im Osten Malis »auf dem Rückzug« seien. Verteidigungsminister Jean-Yves Le Drian räumte aber »Schwierigkeiten« im Westen des Landes ein, wo den französischen Soldaten »extrem gut bewaffnete Kämpfer« gegenüberstünden. Aber auch die zentralmalische Stadt Diabaly wurde nach »schweren Kämpfen« von Aufständischen erobert. Laut dapd berichtete ein »Kommandeur«, daß sich diese nun der strategisch wichtigen Stadt Segou nähern würden.
Unterdessen haben westliche Staaten den Angriff begrüßt. Die USA kündigten an, Frankreich mit geheimdienstlichen Informationen und Logistik unter die Arme zu greifen. Laut New York Times hat Washington während der vergangenen vier Jahre bis zu 600 Millionen Dollar in den Aufbau von »Antiterror«-Strukturen in der Region gesteckt – unter anderem sind US-Spionageflugzeuge und Überwachungsdrohnen dort im Einsatz.
Großbritannien kündigte an, Transportflugzeuge zu liefern, und auch die Bundesrepublik will bei dem Krieg mitmachen. Außenminister Guido Westerwelle hat seinem französischen Kollegen Laurent Fabius angeboten, »gemeinsam mit der französischen Regierung zu prüfen«, wie die Bundesrepublik den Einsatz »politisch, logistisch, medizinisch und humanitär unterstützen könne«. Die beiden Außenminister erklärten zudem, daß die Planung einer EU-Ausbildungsmission für die malischen Streitkräfte »mit noch größerer Intensität und so schnell wie möglich« weitergehen müßte.
Dem Fraktionschef der Grünen, Jürgen Trittin, reicht dies nicht. Laut Spiegel online hat er den französischen Einsatz in Mali am Montag ausdrücklich begrüßt und ein »entschiedenes deutsches Engagement« gefordert. Dabei kritisierte Trittin die seiner Ansicht nach zögerliche Haltung der Bundesregierung zu dem Krieg: »Ich würde von einem Außenminister gerne einmal hören, was geht, und nicht nur, was alles nicht geht«, sagte Trittin dem Nachrichtenportal.
Die Sprecherin für Internationale Beziehungen der Linke-Fraktion, Sevim Dagdelen, hingegen verurteilte die »völkerrechtswidrigen Luftangriffe Frankreichs in Mali«. Diese würden »deutliche Züge eines ›Krieges gegen den Terror‹« tragen, an dem sich die Bundesrepublik »auf keinen Fall beteiligen darf«. Frankreich mache bei seiner »lange vorbereiteten« Intervention »keine Unterschiede zwischen Kämpfern und Zivilisten«, so Dagdelen.
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