J. Windischer:EAPPI Team 5.7.13
Besuch in der Kirche – Abschied von Tulkarm
Heute brannte die Sonne unbarmherzig auf Tulkarm. Zum letzten mal sperrte Sameer das Kirchlein von Tulkarm auf. Es ist nicht nur ein Kleinod der letzten Christen, sondern auch ein Kleinod Tulkarms. Das Kirchlein ist gepflegt, die Ikonen strahlen Ruhe und Gelassenheit aus, die Bibel, versehen mit einem goldenen Einband , liegt auf dem Altar, hinter der Ikonostase, alles ist vorbereitet, die Liturgie könnte beginnen.
Wir stehen ein bisschen verlassen da, Sameer bittet mich zu beten. Ich singe das Kyrie eleison, wir beten ein Vater unser, zünden eine Kerze für die Lebenden an, eine Kerze für die Verstorbenen. Wir beten für Palästina, für alle Menschen, beten um Gerechtigkeit und Frieden. Es sind Gesten der Sehnsucht. Noch einmal kommen mir die jüngsten Bilder von Unmenschlichkeit, Ungerechtigkeit und Gewalt vor Augen: Palästinenser seien den Siedlern des illegalen Settlements zu nahe gekommen (Distrikt Tulkarm), das Auto des Palästinensers wurde zertrümmert; Hirten hätten 2 Schafe von Siedlern gestohlen, 11 Häuser wurden von der IDF verwüstet, Tränengas wurde geschossen, die Schafe wurden nicht gefunden (Distrikt Yatta: dort wo vroni ist). Was blieb: Trauer, Hilflosigkeit und „Incidentreports“.
Und trotzdem: wenn man dann an schönen sg. hl. Orten steht, kann es sein, dass man Elend kurz vergisst und so etwas wie Hoffnung und Unendlichkeit verspürt. Sameer meinte ganz einfach, dass wir da bleiben sollten, man könnte ja die Sakristei zum Wohnen einrichten, man könnte dann Leute in den Garten einladen: dort wachsen Oliven, Trauben, Feigen , dort wachsen Blumen….Die Zeit ist kurz stehengeblieben.Wir waren sehr fröhlich.
Am Kircheneingang interviewte uns das TV Palestine: sie machten lange Interviews, ich sollten ihnen ein Lieblingsplatz in Tulkarm zeigen. Ja, ein Platz in den engen Gassen des Flüchtlingscamps, er sein in der Nähen von Ibrahim. Ich gehe mit dem TV Team durch die engen Gassen,eine Hochzeitsgesllschaft kommt uns singend und tanzend entgegen. Ibrahim trommelt und singt, wir werden alle mitgenommen und zur Hochzeti eingeladen. Ist das nicht der schönste Abschied, den man sich vorstellen kann. Diei TV Redakteurin Sabreen meint zum Abschied: Sagte es weiter, dass wir zwar unter der Besatzung sehr, sehr leiden, aber dass es in Palästina nicht gefährlich ist , dass es bei uns schön ist.
Und wieder bin ich dankbar, dass ich 3 Monate hier sein konnte, es waren schwere Zeiten, aber es war schön.
J. Windischer (EAPPI Tulkarm Team) 5.Juli 2013
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