Friedenspolitische Radtour

Internationales Mahnmal

Kriegs- und Kriegerdenkmäler in Graz

„Wer nicht bereit ist, aus der Geschichte zu lernen, ist dazu verurteilt, sie zu wiederholen!“

George de Santayana (1883 – 1952)

> St. Peter bis Zentralfriedhof

Samstag, 2. Oktober

Treffpunkt: 16.00 St. Peter Ortsfriedhof, Kriegerdenkmal, Petersbergenstraße 22 

Wir besichtigen vier Gedenkstätten und beurteilen sie aus friedenspolitisch-kritischer Perspektive.

Wer nicht mit dem Rad fahren kann oder will, der/die kann auch direkt um 16.30 zur Gedenktafel an das Lager Liebenau (Grünanger an der Mur) oder ab  17.30 zum Zentralfriedhof (Start: Internationales Mahnmal, südwestlicher Teil) kommen.

Beim ehemaligen Lager Liebenau wird Frau Possert über das Lager berichten, am Zentralfriedhof gibt es Gesangseinlagen von Simon Pichler und Jörg Pongratz (Brecht, Tucholsky, Bob Dylan etc.)

 

Die Wichtigkeit der Qualität von Erinnerung und Gedenken

 

Geschichte, das Wissen um die Vergangenheit ist ein wichtiger Kompass der Zukunftsgestaltung.

Im Nachklang von schweren Krisen und Kriegsereignissen entwickeln soziale Gruppen, Völker, Nationen und Staaten Kulturen des Gedenkens.  Denkmäler sind deren sichtbarster Ausdruck. Die Qualität dieser Erinnerungskulturen und Denkmäler ist aber sehr unterschiedlich. Fast immer wird nur der eigenen männlichen Kriegsopfer gedacht. Zivile, nicht kämpfende Opfer, Frauen, Kinder und alte Menschen bleiben unerwähnt. Und erst recht ausgeklammert bleiben die oft viel zahlreicheren zivilen und militärischen Opfer, die die eigenen Krieger auf Seite ihrer Kriegsgegner verursacht haben.

Mit diesen vergebenen Chancen, sich die eigene Geschichte selbstkritisch und umfassend anzueignen, geht die Gefahr einher, das Wissen über die Vergangenheit als Kompass für eine friedensfähige Zukunftsgestaltung zu nutzen.

 

Den „Vorkrieg gewinnen!

 

Vor allem gilt das für die Fähigkeit, drohende Kriege frühzeitig zu erkennen und Krisen rechtzeitig zu entschärfen. Diese Entwicklungen sind in aller Regel durch eine von den herrschenden Interessensgruppen gesteuerte massenwirksame Propaganda begleitet. Christa Wolf hat das in Kassandra, ihrem großartigen Anti-Kriegs-Roman über die Zerstörung Trojas, sehr deutlich zum Ausdruck gebracht: „Wann Krieg beginnt, das kann man wissen, aber wann beginnt der Vorkrieg. Falls es da Regeln gäbe, müsste man sie weitersagen. In Ton, in Stein eingraben, überliefern. Was stünde da. Da stünde, unter andern Sätzen: Lasst euch nicht von den Eignen täuschen.“

 

Ausverkauf unserer „Immerwährenden Neutralität“

 

Nun besteht natürlich keine Gefahr, dass von Österreich in absehbarer Zeit ein Krieg ausgeht. Aber es gibt bedenkliche Entwicklungen, dass sich unser Land immer mehr in das Schlepptau Krieg treibender Strukturen der EU und der NATO begibt:

  • Aushöhlung unserer Neutralität: Seit dem EU-Beitritt am 1. Jänner 1995 gab es zahlreiche Gesetzesänderungen, die die Wirksamkeit unserer immerwährenden Neutralitätsverpflichtung eingeschränkt haben. Besonders gilt das für den Art. 23f des Bundesverfassungsgesetzes. Mit ihm wurde die von der EU im Vertrag von Lissabon festgelegte, wechselseitig militärische Beistandsverpflichtung übernommen. Sie gilt auch für Kampfeinsätze. Dem entsprechend stellt das Land Soldaten-Truppenkontingente für die EU Battlegroups bereit.
  • Seit Februar 1995 ist Österreich Mitglied der „NATO-Partnerschaft für den Frieden“. Im Zuge dieser Kooperation lässt es z.B. Generalstabsoffiziere an NATO-Militärakademien ausbilden, nimmt an NATO-Manövern teil und stellt
  • sein Territorium und seine Infrastruktur für NATO -Truppenbewegungen zur Verfügung. So etwa konnte die NATO im letzten Frühjahr im Rahmen ihres gegen Russland gerichteten Großmanövers „Defender Europe 21“ 2000 Soldaten und 800 Militärgeräte durch Österreich liefern. Die Soldaten wurden in der Kaserne Zwölfaxing versorgt.
  • In Einzelfällen, so etwa in Mali, sind österreichische SoldatInnen auch an nicht von der UNO beauftragten Militäreinsätzen beteiligt.
  • Das Hissen der Fahne Israels auf dem Bundeskanzleramt und dem Außenministerium im jüngsten Konflikt zwischen Israel und den PalästinenserInnen zeigt, dass unsere Bundesregierung selbst vor einer völlig einseitigen Parteinahme für einen hochgerüsteten kriegsführenden Staat nicht mehr zurückschreckt.
  • Auch Waffenexporte in Krisengebiete sind keine Seltenheit.
  • Natürlich wird durch diese einseitigen Parteinahmen nicht unsere Neutralität verteidigt, sondern sie erfolgen im Dienste von Konzern-, Profit- und Großmachtinteressen. Zugleich wird damit unsere Fähigkeit zur Konflikt- und Friedensvermittlung empfindlich eingeschränkt.

 

Wehret den Anfängen!

 

Wir meinen: Im Sinne von Christa Wolf gilt diese Lehre aus Auschwitz und dem 2. Weltkrieg auch für die weitere Gefährdung unserer Neutralität!

 

Für unsere Aktivitäten ersuchen wir um Spenden: IBAN AT94 4300 0000 0005 2128

 

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