Protestbrief gegen israel. Botschafterbesuch bei Jazz-Festival Leibnitz

An den Organisator des Jazz-Festivals von Palästina Solidarität Steiermark

Sie organisieren wieder das diesjährige Jazzfestival in Leibnitz mit einem beeindruckenden Programm. Ich frage mich jedoch, warum Sie sich mit diesem Festival politisch instrumentalisieren lassen, indem Sie den israelischen Botschafter dazu einladen. Oder haben Sie den türkischen Botschafter auch eingeladen? Immerhin spielen am Freitag namhafte türkische Musiker. Wohl weniger, denn vermutlich sind Sie als weltoffener Mensch nicht mit der staatlichen türkischen Politik gegenüber dem kurdischen Volk einverstanden.
Deshalb wundert es mich umso mehr, wie man zu einem Jazzfestival den israelischen Botschafter einladen kann. Er gilt als Repräsentant einer Besatzungsmacht, einer Politik des Terrors, der Vertreibung, ethnischen Säuberungen und Apartheid gegenüber der palästinensischen Bevölkerung. Die israelische Regierung versucht sich von dieser blutigen Politik durch die Brand-Israel-Kampgane weißzuwaschen. Diese Kampagne, koordiniert vom israelischen Außenministerium, Tourismusministerium und Ministerium für strategische Angelegenheiten, zielt darauf ab, Völkerrechtsverletzungen und Verbrechen an der Menschlichkeit zu verstecken und stattdessen Israel als kosmoplitischen, westlichen, demokratischen Staat zu präsentieren. Im Rahmen dieser Kampagne steckt die israelische Regierung deshalb Millionenbeträge u.a. in eine offensive Bewerbung von israelischer Kultur. Es ist Teil ihres Regierungsprogramms, israelische Kulturproduktionen zu nutzen, um die politischen Ziele ihres Staates zu erreichen. Sie wollen damit eine andere Seite von Israel zeigen, um nicht länger im Kontext von Krieg, ethnischer Säuberung, Apartheid, Bildung ethnozentrischer Geschichtsmythen, Siedlerkolonialismus, Land- und Wasserraub, Missachtung des Völkerrechts, Zigtausendfache Verletzung der Menschenrechte, und brutaler Unterdrückung wahrgenommen zu werden. Kulturförderungen können israelische Kunstschaffende explizit nur dann bekommen, wenn sie im Ausland keine regierungskritische Haltung einnehmen. Detaillierte Hintergründe der „Brand Israel-Staatspropaganda“ kann man nachlesen im Buch der (israelischen) Filmemacher Eyal Svan / Armelle Laborie, Legitimer Protest. Plädoyer für einen kulturellen und akademischen Boykott Israels, Wien 2018.
Ich denke, mit diesem Wissen sollten Sie ihre Entscheidung, den israelischen Botschafter einzuladen, noch einmal gründlich überdenken. Denn seine Anwesenheit wäre ein klares Statement der Organisator:innen des Festivals , dass sie nicht auf der Seite
Unterdrückten und Entrechteten stehen.

Freundliche Grüße,
Roswitha Al-Hussein
Palästina Solidarität Steiermark

 

Ein weiterer Protestbrief von BDS-Austria an den Gemeinderat Leibnitz : https://www.palaestinasolidaritaet.at/de/4690

 

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