José Mujica: Humanitäre Geste des Tages

Große Geste eines kleinen Landes: Uruguay hat sechs Häftlinge aus dem US-Sondergefangenenlager Guantánamo auf Kuba aufgenommen.
Porträt

José Mujica

Humanitäre Geste des Tages

Uruguays scheidener Präsident: José Mujica
FOTO: Enrique Castro-Mendivil/Reuters

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07.12.2014

Große Geste eines kleinen Landes: Uruguay hat sechs Häftlinge aus dem US-Sondergefangenenlager Guantánamo auf Kuba aufgenommen. Wie die US-Regierung am Wochenende bestätigte, wurden vier Syrer, ein Palästinenser und ein Tunesier mit einem Militärflugzeug in das südamerikanische Land geflogen. Die Männer waren 2002 festgenommen worden, weil sie angeblich für Al-Qaida gekämpft haben sollen. Angeklagt worden war in den vergangenen zwölf Jahren kein einziger von ihnen. Nach ihrer Freilassung bleiben immer noch 136 Häftlinge in Guantánamo interniert – 66 von ihnen stellen selbst nach Einschätzung der Behörden keine Gefahr dar, sie finden aber keine Aufnahmeländer. In die USA dürfen sie nicht, da stellt sich der Kongress quer.

Uruguays scheidender Präsident José »Pepe« Mujica hatte am Freitag in einem offenen Brief an seinen US-Amtskollegen Barack Obama angekündigt, dass sein Land »als humanitäre Geste« die Gefangenen aufnehmen werde. Diese seien Opfer »einer grausamen Entführung« geworden, so der Staatschef vom Linksbündnis »Frente Amplio«. Die Männer sollen in Uruguay wie normale Bürger behandelt werden und frei reisen dürfen. Ihr Schicksal erinnere ihn an seine eigenen 13 Jahre in politischer Gefangenschaft, schrieb der frühere Guerillakämpfer. Zusammen mit Raúl Sendic (gestorben 1989 in Paris) hatte er Mitte der 1960er Jahre die linke Befreiungsbewegung »Tupamaros« gegründet. Für deren Bekämpfung entsandte die CIA sogenannte Sicherheitsberater nach Montevideo, was im Film »Der unsichtbare Aufstand« thematisiert wird.

Die brutalen Praktiken des US-Geheimdienstes heute sollen derweil unter Verschluss bleiben. Obamas Regierung warnte davor, einen Bericht über geheime Foltermethoden in dieser Woche wie geplant zu veröffentlichen. Dies könne neue Gewalt im Nahen Osten auslösen. Dabei sollen ohnehin nur 500 von 6.300 Seiten des »Torture Report« zugänglich gemacht werden. (rg)

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