Hebron – heißes Pflaster
Neues von J. Windischer, EAPPI-Team in Tulkarm
Freitag 21.6. Begleitdienste in Hebron: Zwischenfall in einem Dorf, 6 Festnahmen, darunter 2 Jugendliche,die Festnahmen erfolgten als Strafe, weil am Vortag Steine auf Armeefahrzeuge geworfen wurden. Gleich darauf wurden wir gebeten, bei einem Konflikt zwischen steinewerfenden Jugendlichen und IDF ( israelische Armee) dabei zu sein. Gleich darauf Routineeinsatz beim Freitagsgebet der Muslime in der Abrahamsmoschee, wir sollten schauen, ob Muslime beim Zugang behindert oder schikaniert werden. Beim Sonnenuntergang waren wir dabei, wie ca 200 Siedler durch palästinensischen Gebiet zur Synagoge gingen, wir sollten schauen, ob es auf dem Weg zu Übergriffen oder Auseinandersetzungen kommt; am späten nachmittag begleiteten wir die sg Settlertour durch Hebron. Ca 60,70 Settler besichtigen ostentativ die palästinensische Altstadt, um Präsenz zu zeigen.
Hebron ist ein heißes Pflaster. Die Stadt hat ca 200.000 Ew. Seit 1967 haben jüdische Einwandrer in der Altstadt 4 Settlements (Siedlungen) errichtet. Ca 500 ultraothodoxe und nationalreligiöse Siedler beanspruchen die Stadt für sich, Geschäftsstraßen wurden geschlossen, die Geschäfte versiegelt, viele palästinensische Wohnungen und Häuser mussten geräumt werden. Checkpoints und Soldaten überall: auf der Straßen, auf den Dächern, auf Wachtürmen, massive Präsenz.Es liegt eine permanente Spannung in der Luft.
Im benachbaten Settlement Kiryat Arba (7000Einwohner) , ist das von einigen verehre Grab des Massenmörders Goldsteins, der 1994 29 muslimische Betende in der Moschee ermordete.
Viele Siedler tragen die Waffen, haben auch MPs umgehängt, werden auch immer von vielen Soldaten begleitet. Ca 20 steinewerfenden palästinensischen Jugendlichen standen 20 schwer bewaffneten Soldaten gegenüber. Ca 300 zum Gebete gehende Juden wurden von ca 60 Soldaten begleitet, ca. 50 Settler wurden auf ihrem Rundgang durch die Altstadt von ca 40 Soldaten begleitete, auch auf den Dächern und in Wachtürmen sind wie üblich Soldaten postiert.
Es ist einfach bedrückend: mit dieser Strategie werden die Palästinenser kriminalisiert, die Terrorverdächtigung wird generalisiert, es herrscht Kriegszustand .
Es gab keinen Zwischenfall. Ich war dann noch in der Moschee, am Grab von Jakob und Lea, von Abraham und Sara, sah durch Gitterfenster in die Synagoge. Und wieder fragte ich mich, ob der eine Gott nicht andere Vorstellungen von seinem geliebten Volk hatte, ob und wie hier die Tora und die Geschichte vom Abraham gelesen und verstanden wird.
J. Windischer (Hebron Placement Visit EAPPI ) 22.6.2013
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